Warum wir Menschen keinen Pferdefreund ersetzen können – und warum das auch nicht schlimm ist

Seit Grando in einem richtigen Offenstall mit Kontakt zu anderen Pferden steht hat er sich nochmal total verändert. Aber positiv! Früher war er eher zurückhaltend und nicht so frech und fordernd aber seit er in der Herde lebt hat er gelernt sich zu behaupten und sich auch mal durchzuboxen 

Sein allerbester Kumpel ist Milan. Milan ist erst 5-Jährig und für Grando ein echter Jungbrunnen. Wenn man die Beiden so zusammen spielen sieht, könnte man meinen, Grando wäre auch einige Jährchen jünger. Natürlich bleiben da die einen oder anderen Macken oder Schrammen nicht aus, denn wenn unsere Jungs spielen sind sie echt nicht zimperlich. Da wird dann halt mal in den Hintern gebissen oder an der Halsfalte festgehalten, aber meistens fehlen nur ein paar Haare und dann lohnt es sich nicht mal das Desinfektionsspray zu holen (und wenn ich das schon sage will das was heißen!). Pferde sind einfach Herdentiere und das darf man niemals vergessen. Auch wenn man noch so eine gute Bindung zu seinem Pferd und noch so viel Vertrauen aufgebaut hat, wird man seinem Pferd niemals das geben können was ihm die Herde oder der beste Pferdekumpel gibt. Oder prügelt ihr euch mal eben so aus Spaß mit eurem Pferd und beißt ihm in die Beine? 

Wir Menschen reden uns ja immer ein, dass die Pferde uns so sehr vermissen und nicht ohne uns können. Aber wenn ich ehrlich bin, hab ich manchmal das Gefühl, dass Grando einfach nur froh ist wenn er in seiner Herde ist und seine Ruhe hat.  Manchmal hab ich dann auch nachgegeben und er hatte einfach einen Tag frei und ich bin nur so kurz vorbei gekommen – für ein Möhrchen bin ich ja dann wieder gut genug.

Trotzdem ist er immer viel motivierter und mit mehr Spaß bei der Arbeit wenn wir Dressur reiten. Ich denke, das liegt auch daran, dass er einfach 23h am Tag in seiner Männer-WG lebt und tun und lassen kann was er will. Er muss nicht warten, bis mal jemand kommt der ihn auf die Koppel bringt oder bis ihm jemand Heu füttert. Grando kann sich so viel bewegen wie er Lust hat und selbst jetzt, nach einigen Tagen Dauerregen, nachdem wir beschlossen haben, die Matschkoppel ein paar Tage zu schließen, kann er immer noch mit seinem Milan im Paddockbereich rumspacken und spielen. Nachdem ich jedoch gesehen habe wie mein wilder Tollpatsch über den Knochenstein galoppiert ist und den kleinen Milan in die Beine gebissen hat um ihn zum Spielen aufzufordern, habe ich die zwei Monster heute eingepackt und in die Halle geschmissen, das war mir dann doch etwas lieber… das Resultat seht ihr im Video 

Mir hat Grando auch noch nie sehnsuchtsvoll hinterher gewiehrt wenn ich gegangen bin, Milan dagegen schon… Was mach ich nur falsch?

Grando ist auch deutlich gelenkiger und schneller geworden seit er im Offenstall lebt.
Er war ja schon immer etwas überfordert mit seinen langen Beinen und ich hatte am Anfang echt Sorge ob er das hinbekommt, aber jeden Tag wenn ich ihn so glücklich sehe, weiß ich ganz genau: Es war die beste Entscheidung!